Der erste Schiffneubau

Lange habe ich gerätselt, wie man den Neubau von Schiffen mit sichtbaren Spanten darstellen kann. Meine Gedanken gingen von selbst hergestellten Spanten aus Balsa oder Pappe bis hin zum Lasern aus Pappe als Spezialauftrag. Alles stellte mich nicht zufrieden. Auf der Dortmunder Messe stellte die Firma GK-Modellbau aus. Sie bietet ein Verfahren, mit dem Echtholzmodellschiffe auf einer Form hergestellt werden. Die Spanten werden gewässert und mit dem Lötkolben um die Form gebogen. Das war eine Bauweise, mit der ich zurecht kommen könnte. Natürlich sind im Lieferprogramm keine 1:220-Modell zu finden. Also entschied ich mich für einen Bausatz mit zwei Ruderbooten in 1:100. Sie haben in 1:220 Vorbildmaße von 10 und 18 Metern, was einem Fischer- oder Lastsegler durchaus entspricht.

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Der Bausatz mit Anleitung

Der Bausatz wird in einer Plastiktüte mit einer Pappe, auf der die Bauteile aufgeklebt oder mit Gummibändern befestigt sind, geliefert. Die beiligende Bauanleitung ist zweisprachig (Deutsch/Englisch). Sie besteht aus einem allgemein gültigen Heft und einem Doppelblatt mit Ergänzungen speziell für den Bausatz. Der Text ist sehr genau, die Bebilderung jedoch zu klein und wenig aussagekräftig. Hier hilft die Anfänger-Bauanleitung auf der Homepage (www.gk-modellbau.de) weiter. Für den Lötkolben benötigt man eine spezielle “Spitze“, mit der man die gewässerten Hölzer biegen kann. Auch bietet GK-Modellbau einen speziellen Kleber an, der abbindet, wenn die Hölzer erhitzt werden. Dieser lag leider nicht in meiner Einkaufstüte, so dass ich mir mit Sekundenkleber helfen muss.

Nun zur Beschreibung der Bauschritte:

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Zuerst wird der Spiegel (hintere Abschlussplatte des Schiffs) an der Form befestigt. Der Kiel wird gewässert, vorn in das vorgesehene Loch gesteckt, mit dem Lötkolben angedrückt und am Kiel festgeklebt.

Für die Spanten steckt man ein gewässertes Hölzchen in ein seitliches Loch und biegt den Spant mit dem Lökolben einseitg in Form. In den Kiel feilt man an der entsprechenden Stelle eine Kerbe, so dass der Spant hier zum Liegen kommt. Dann wird der Spant festgeklebt und auf der anderen Seite geformt. Mit dem Kleber von GK-Modellbau geht das in einem Arbeitsgang. Mit Sekundenkleber muss ich abwarten, bis der Klebstoff abgebunden ist. Das Ablängen des Spant auf der anderen Seite benötigt einige Erfahrung, weil er gerade eben in das Loch der Form passen muss.

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Ein Spant wird mit der speziellen Lötkolbenspitze geformt. Die ersten Versuche sind noch krumm und schief. Der dritte Spant von rechts ist zu kurz und nicht im Loch fixiert.

Die ersten beiden Planken müssen an den Ende verjüngt werden. Das erreiche ich, indem ich mit der Klinge eines Fensterkratzers die zu breiten Teile “abhacke“. Nun wird die Planke gewässert und angeklebt. Dabei wird die Planke mit dem Lötkolben an die Spanten geformt.

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Die ersten beiden Planken sind angeformt und festgeklebt.

Nachdem die zweiten Planken montiert sind, werden die Spanten unter abgekniffen, so dass das Schiff von der Form gelöst werden kann.

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Das Schiff steht schon einmal auf dem Werftgelände.

Wenn man das obere Foto betrachtet, fällt der große Spalt zwischen den Planken auf. Die Bauanleitung empfiehlt für diesen Fall Erstaunliches: Mit dem Finger wird satt Ponal über die Planken gestrichen und danach werden die Planken geschliffen. Der Schleifstaub verbindet sich mit dem Ponal und schließt den Spalt. Das Verfahren wende ich an und es klappt. Danach knipse ich überstehende Hölzer ab und verschleife sie.

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Die Planken sind geschlossen und die überstehenden Hölzer abgeknipst.

Das Schiff ist ein Ruderboot im Maßstab 1:100. Das erkennt man beim Betrachten der Bilder eindeutig. Um daraus einen Z-Frachtsegler mit 13 m Länge zu machen, sind noch einige Nacharbeiten notwendig. Zuerst setze ich einen zweiten Kiel auf die Helling und forme einen zusätzlichen Satz Spanten. Sie klebe ich zwischen die schon vorhandenen, um den Spantenabstand zu verkürzen.

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Mit doppelt so vielen Spanten sieht das Schiff schon größer aus.

Damit aus dem Ruderboot wirklich ein Segelschiff wird, bekommt es noch Decksbalken. Dafür werden die Reststücke der Spanten der Größe nach geordnet aufgereiht. Nun suche ich vorn beginnend diejenigen heraus, die gerade noch größer sind als die Decksbreite am zu setzenden Balken. Mit einem watenfreien Seitenschneider knipse ich so lange kleine Stückchen vom Balken ab, bis er genau hereinpasst. Mit etwas Ponal wird er nun zwischen den entsprechenden Spant geklebt. Auch wenn Sekundenkleber glänzend abtrocknet, erhält jede Klebestelle noch einen Tropfen. Das ist mir nach der Geduldsarbeit sicherer.

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Der etwas zu moderne Aufsichtsbeamte prüft die Fortschritte am Neubau. Der Vergleich mit der Person zeigt, dass es unter Deck wohl keine Stehhöhe geben wird. Vorbildgerecht scheint es zu sein, dass die Decksbalken zuerst durchgehend montiert wurden und später erst Ausschnitte für die Laderäume eingebaut wurden. Auf dem Modell aus dem Flensburger Schifffahrtsmusem wird ein Schiff so gebaut.