Die Werft

Die Müsumer Werft ist ein Traditionsunternehmen im Holzschiffbau. Die Stahlbau-Konkurenz beginnt sich in den entfernten Metropolen zu entwickeln. Deshalb werden die Aufträge für Neubauten weniger und der Bootsbaumeister versucht sich mit Reparaturen über Wasser zu halten.

Ihren Standort hat die Werft im Norden des Hafenbeckens. Der zugehörige Mastkran musste dem Bahnbau weichen und weiter im Süden wieder aufgebaut werden. Da es in Müsum noch keine elektrische Stromversorgung gibt, bleiben die traditionellen Arbeitstechniken erhalten. Maschinen, die die Handarbeit ersetzen könnten, gibt es noch nicht.

Einen guten Einblick in die Arbeitsweise der Bootsbauer geben zwei Dioramen, die im Flensburger Schifffahrtsmuseum zu sehen sind. Das eine zeigt den Pflege- und Reparaturbereich, das andere den Schiffneubau in allen Arbeitsschritten.

Schiffsreparaturen

Zur Schiffsreparatur zähle ich alle Arbeiten, die zur Beseitigung von Schäden an Schiffen, die auf See gefahren sind, dienen. Hierzu zählen Unfallschäden, Setzen von Spieren und die Pflege des Schiffes, sofern sie nicht von der Mannschaft während der Fahrt oder im Hafen alleine bewältigt werden kann.

Schäden an Deck und Bordwand können, so lange sie über der Wasserlinie liegen, ohne besondere Maßnahmen beseitigt werden.

Reparaturen und Pflege des Unterwasserschiffs benötigen schon einen gewissen Aufwand. Während heute Schiffe ins Trockendock oder mit einem Kran an Land geholt werden, trieb man früher diesen Aufwand nicht. Die Kräne waren nicht so leistungsstark, da sie von Hand bedient werden mussten. Trockendocks gab es nur in großen Häfen.

Die Schiffe blieben im Wasser und wurden mit Tauen, die am Mast befestigt wurden, über Spills auf die Seite gezogen. Dies war nicht nur möglich, weil die Schiffe noch Masten hatten, sondern sie auch stabil waren und sich wieder aufrichteten. Moderne Motorschiffe Schiffe würden m.E. bei diesen Schräglagen kentern.

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Auf diesen Bildern des einen Dioramas aus dem Flensburger Schifffahrtsmuseum wird das Unterwasserschiff eines Seglers gereinigt und bemalt. Die Arbeiter fahren auf einem kleinen Floß, das an einem durchgehenden Tau befestigt ist, zu ihrem Arbeitsplatz.
Das untere Bild zeigt die Szene in seitlicher Perspektive. Gut zu erkennen ist das Tau, dass das Schiff auf der Seite hält. Es wird am Mast in Höhe der Wanten befestigt und durch einen Ring am Boden zum Spill abgelenkt. Die Größe des Spills zeigt die große Kraft, die notwendig ist, um das Schiff auf die Seite zu legen.
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Zum Setzen von Masten und Spieren benötigte man damals wie heute einen Kran. Da die Masten eine große Höhe erreichen konnten, musste ein Mastkran schon eine besondere Konstruktion sein, zumal der Werkstoff Holz war.

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Das Bild zeigt die Konstruktion des Mastkrans. Interessant ist die Einbettung in befestigten Boden. War dies schon Stampfbeton?

Schiffneubau

Im Schiffneubau sind in groben Schritten folgende Arbeitsschritte notwendig

  • Zuerst muss das Holz über Jahre abgelagert werden. Dazu wird ein Lagerplatz ausreichenden Ausmaßes benötigt. Im Schiffbau verwendete man Krummholz, da die Bretter selten gerade und rechtwinklig sind.
  • Zuerst wird das Schiff auf Kiel gelegt. Der durchgehende, tragenden Balken, an den die Spanten gebaut werden, heißt Kielschwein. Es wird auf die Helling, eine Holzrutsche, gelegt, senkrecht ausgerichtet und mit Pallhölzern gesichert.
  • Die Spanten werden nun auf dem Kielschwein aufgebaut und gegeneinander gesichert.
  • Danach werden die Decksbalken eingebaut.
  • Nun wird die Bordwand beplankt. Dazu müssen richtig ausgesägte die Bretter stark gebogen werden. Damit dieses möglich ist, werden sie in der Dampfkammer erhitzt und befeuchtet.
  • Das Deck wird als nächstes beplankt. Gleichzeitig müssen die Ausschnitte für Ladeluken und Niedergänge im Deck eingebaut werden. Hierzu ist es nötig die Decksbalken teiweise aufzutrennen und mit anderen zu verbinden.
  • Nun kommen die Decksaufbauten und der Innenausbau an die Reihe.
  • Das Unterwasserschiff wird zur Konservierung mit Kupferplatten beschlagen.
  • Als letztes erhält das Schiff noch einen vollständigen Anstrich.
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Ein Blick über den Lagerplatz des zweiten Dioramas aus dem Flensburger Schifffahrtsmuseum. Gut zu erkennen ist der große Vorrat an Stammholz. Hinten liegen ein paar Bretter Krummholz. Im Lager sind vorbereitete Bretter geschützt untergebracht.
Die Schiffzimmerer im Vordergrund rechts bearbeiten wahrscheinlich einen Decksbalken, der relativ gerade ist sein muss.
Links neben dem Lager erkennt man eine Helling, die noch frei ist. Der Ofen noch weiter links beheizt die Dampfkammer, die links angebaut ist. Ein Zimmerer schiebt gerade einige Bretter zum Einweichen hinein. Der Ofen wird scheinbar mit Restholz, das daneben gesammelt wird geheizt.
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Hier der Blick auf drei Neubauten. Am mittleren Schiff richten die Zimmerer mit einer einfachen, beweglichen Krananlage, die nur aus abgespannten Masten besteht, einen Spant auf. Gut zu erkennen sind die Pallhölzer, die das Kielschwein senkrecht halten. Wie der Vergleich mit dem rechten Schiff zeigt, stützen die Querbalken in den Spanten nur. Die Decksbalken werden später weiter oben befestigt.
Das rechte Schiff wird beplankt. Interessant ist das Gerüst, mit der schiefen Ebene. So haben es die Arbeiter leichter, die Bretter hochzutragen. Auch die Zahl der benötigten Leute ist enorm. So schön diese Szene sich auf der Anlage machen würde, so überfordert die Umsetzung in Z mein Können. Nur in Ätztechnik sind die filligranen Spanten und Bretter herzustellen. Auch die Beschaffung der großen Anzahl an Arbeiterfiguren, die alle einen Zylinder als Zunftzeichen tragen, wäre eine außerste Herausforderung.
Das linke Schiff erhält den letzten Schliff vor dem Stapellauf. Unter dem Schiff ist schon eine Holzkonstruktion aufgebaut, die das seitliche Kippen des rutschenden Schiffes verhindern soll. Die Umsetzung dieser Szene erscheint realistisch. Das Schiff müsste allerdings aus Balsaholz selbst gebaut werden.