Die Hintergrundkulisse

Eine Anlage in einer Vitrine benötigt einen rückwärtigen Abschluss in Form einer Hintergrundkulisse. Sie bietet die Möglichkeit viel Tiefenwirkung bei geringer Anlagentiefe zu erreichen. In den nächsten Abschnitten zeige ich, wie ich versuche, zu einer guten Gestaltung zu gelangen.

Der Rohbau

Die Hintergrundkulisse entsteht aus 3 mm starkem Sperrholz. Ich möchte sie in der Ecke ausrunden. Doch scheitere ich damit kläglich. Zuerst benutze ich meine Minikreissäge als Oberfräse und schneide 2 mm tiefe Schlitze in die Rückseite des Sperrholzes. Doch als ich versuche, das Brett zu biegen, knackt es sofort durch.

Also beschließe ich, doch eine Ecke einzubauen. Deshalb säge ich die gebrochenen Kanten ordenlich und verbinde Sie auf der Rückseite mit Klebeband. Um einen festen Winkel zu erhalten, baue ich aus Resthölzern einen Halter, mit dem die Hintergrundkulisse, auf der Grundplatte befestigt wird. Ihn klebe und tackere ich hinten an die Kulisse. Auch an die Enden kommen Hölzer. Sie werden auf der Anlage durchbohrt. So kann ich Holzdübel als Halter verwenden. Damit bleibt die Kulisse für die spätere Gestaltung abnehmbar.

Nun fehlt nur noch das Loch, durch das die Züge in den Schattenbahnhof fahren werden. Es ist schnell angezeichnet und ausgesägt.

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Die Rückseite der Hintergrundkulisse zeigt den selbst gebauten Winkelhalter. Das Loch ist für den in der Grundplatte festgeklebten Holzdübel. Der dunkle Streifen an der Kulisse ist das Klebeband. Daneben sind die Schlitze vom misslungenen Biegeversuch zu erkennen. Der Kittel-Dampftriebwagen kommt gerade vom Hafen durch das Loch in der Kulisse.

Vorüberlegungen zum Himmel

Nun wird es langsam Zeit, die Hintergrundkulisse zu gestalten. Immerhin schaue ich schon vier Jahre auf Sperrholz.

Einfach wäre es, Himmelhintergrund zu kaufen und die Kulisse damit zu tapezieren. Jedoch ist mir das Wetter auf diesen Hintergründen zu schön und auf sommerliches Hochdruckwetter im Binnenland abgestimmt. In Schleswig-Holstein ist es selten so windstill, dass Thermik entsteht und einzelne Wolken sich entwickeln. Wenn es schönes Wetter ist, bringt der Wind meist Bewegung in die Wolken, was nicht darstellbar ist. Ich möchte lieber einen wolkenverhangenen Hintergrund darstellen, der hier zu jeder Jahreszeit recht häufig vorkommt.

Damit ich die Originalkullisse nicht zerstöre, mache ich erst einige Versuche, bis ich das optimale Ergebnis erreicht und geübt habe. Also lese ich den entsprechenden Artikel im Buch “Gruß aus Ferbach“ von Jacques le Plat. Hier wird die Schwammtechnik leider nur kurz angerissen, doch möchte ich sie versuchen. Also suche ich mir weiße Wandfarbe und schwarze Abtönfarbe heraus. Einen Rest Sperrholz färbe ich zuerst mit Wandfarbe weiß. Nun mische ich verschieden Grautöne und verteile sie naß in naß mit einem Schwamm in waagerechten Bewegungen.

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Das Ergebnis des ersten Versuchs hinter der Hauszeile von Müsum

Farblich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, doch eignet sich die Schwammtechnik eher für H0. Die Streifen sind einfach zu grob. Außerdem ist in der Farbe zuviel Struktur. Also muss ich eine andere Technik finden, die insgesamt feiner ist.

Der nächste Versuch erfolgt ausschließlich mit weißer und schwarzer Abtönfarbe. Sie wird mit dem Pinsel in waagerechten Strichen nass in nass verteilt.

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Die Abtönfarben verlaufen besser, so dass die Pinselstriche nicht mehr erhaben sind. Der Himmel wirkt feiner strukturiert, sollte aber insgesamt heller sein.

Da ich immer noch nicht zufrieden bin, gehe ich doch tatsächlich raus zum Vorbild und schaue mir den gewünschten Himmel im Original an. Ein Foto soll als Vorlage dienen, was doch recht schwierig ist.

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Ein trüber Tag im Januar an der Strecke Kiel – Flensburg: Der Himmel zeigt kaum Strukturen, Helligkeitsunterschiede sind nur zu erahnen. Auffällig ist eine gleichmäßig dicke, dunkle Wolkenschicht am Horizont. Nach oben wird der Himmel heller. Die Fluchtpunktperspektive der Wolken, die sich erahnen lässt, ist mir in der Natur noch nie aufgefallen.

Testkulisse

Um eine möglichst große Tiefenwirkung zu erhalten möchte ich drei Hintergrundebenen darstellen:

  1. Die Hausmodelle
  2. Papierfassaden
  3. Himmelhintergrund mit Hintergrundlandschaft

Die Hausmodelle sind fertig, so dass ich mit den Papierfassaden beginne. Doch zuerst teste ich die Arbeitstechnicken durch. Hierfür drucke ich Fotos von Häusern im Maßstabe 1:250 aus.

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Der erste Test mit ausgedruckten Häusern: Die Vorbilder sind natülich zu modern, was besonders an den großen Fenstern des dritten Hauses zu erkennen ist. Die Detaillierung ist zu hoch, so dass sie eigentlich von den Modellen ablenken. Die Druckerfarbe reflektiert den Blitz nicht so stark wie die Farbe der Modelle, daher wirken sie blasser als in Wirklichkeit.
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Nun sind die Häuser der Hintergrundkulisse weiß übergenebelt. Sie drängen sich nicht mehr so stark in den Vordergrund. Jedoch fällt nun der starke Schlagschatten auf dem großen Dach vom linken Haus auf. Hier lässt sich das Auge wohl nicht austricksen.

Mir fehlen noch einige verwendbare Hausfotos und eine Hintergrundebene reicht mir nicht. Also fahre ich nach Flensburg und fotografiere alle möglichen Häuser formatfüllend. Ich mache aber auch diverse Übersichtsaufnahmen der westlichen Höhe und suche Hausnischen, die sich eventuell in einer weiteren Hintergrundebene verwenden lassen.

Diese Fotos verkleinere ich auf einen passenden Maßstab und drucke sie testweise auf dem Tintenstrahler. Mit der Airbrush nebele ich sie weiß über und dann wird geschnippelt. Mit dem Skalpell schneide ich an den hinteren Dächern entlang. Zu moderne Häuser entferne ich, wenn sie gut zu erkennen sind. Stehen sie zu weit vorne, ist das nicht möglich. Also muss ich hier Kompromisse eingehen, die aber nur auffallen, wenn man darauf hingewiesen wird.

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Die hintere Häuserebene. Über dem Flensburger Hafen tront die Stadt schön in Stufen, dass sich schon jetzt eine gute Tiefenwirkung einstellt. Die vorderen Dächer werden von den Häusern der zweiten Ebene verdeckt.
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Nun steht die vordere Hintergrundebene vor den Flensburgfotos. Die obere Aussage stimmt nicht ganz. Aber entdecken sie den Fehler?
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So ähnlich soll es am Ende aussehen. Die Tiefenwirkung ist enorm, jedoch ist der Hintergrund für Müsum zu “bergig“. Deshalb werde ich ihn wohl 1-2 cm heruntersetzen.

Endgültige Kulissengestaltung

Zur Gestaltung des Himmelhintergrunds klebe ich zuerst eine Pappe mit Ponal auf das Holz der Hintergrundkulisse. Dabei runde ich den Knick in der Kulisse aus. Damit sich die Ecken nicht lösen, presse ich sie mit Hilfe von Leisten und Zwingen an.

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Die Pappe wird aufgeklebt.

Nachdem der Klebstoff getrocknet ist, male ich die Pappe an. Damit ich ein vernünftiges farbliches Ergebnis bekomme, liegt das zu dunkle Teststück daneben. Mit langen Pinselstrichen wird weiß aufgetragen, nur ab und zu male ich einen schwarzen Streifen nass in nass. Mit viel weißer Farbe verteile ich das Schwarz, bis es nur noch zu erahnen ist. Ich muss sehr zügig arbeiten, denn die Farbe trocknet für große Fläche zu schnell.

Als die Farbe getrocknet ist, stelle ich die Hintergrundkulisse auf die Grundplatte. Hier merke ich, dass ich die linke Fläche zu dunkel angelegt habe. Also wird an Ort und Stelle die weiße Farbe wieder herausgeholt und die zu dunklen Stellen aufgehellt. Das Ergebnis gefällt mir sehr, denn der Himmel wirkt schon leicht bedrohlich. Doch als ich die Vitrine wieder zusammenbaue und die Beleuchtung anschalte, stimmt etwas nicht. Lange rätsele ich, was es ist, bis mir klar wird, dass der himmel für das helle Licht zu dunkel ist.

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Die Kulisse auf der Grundplatte

Die Erfahrung des Tests zeigen, dass die Hausfotos für die davor liegende zweite Hintergrundebene noch etwas zu verkleinern sind. Ich lasse sie von einem Freund auf einem Laserdrucker ausdrucken und hoffe auf eine gegenüber dem Tintenstrahler eine bessere Farbechtheit. Die Fotos schneide ich grob aus und klebe sie auf 4 mm starkes Sperrholz. Dann werden alle Hauskulissen mit der Laubsäge ausgesägt. Das seitlich frei liegende Holz male ich mit Farben aus dem Schulmalkasten an. So wirken die Häuser sehr plastisch. Zum Schluss werden sie mit der Airbrush weiß lasiert.

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Die Hauskulissen sind ausgesägt und werden an den Seiten gefärbt.

Hinter der Toreinfahrt rechts neben dem Thomas Hotel sind die Hausfotos nicht zu gebrauchen, weil zu viele moderne Zutaten wie Autos vor den Häusern stehen. Hier benutze ich zwei Fassaden aus dem Papierbausatz “Hamburger Deichstraße“ vom Hamburger Modellbaubogen Verlag. Sie werden jeweils eines Stockwerkes beraubt, so dass sie die vorderen Häuser nicht vollständig überragen. Auch in der linken Ecke des Hintergrunds benutze ich Fassaden aus dem Papierbausatz. Diese Häuser behalten ihre Originalfarbe.

Nun werden die Fotos von der Flensburger westlichen Höhe mit dem Skalpell ausgeschnitten und nach etlichen Versuchskombinationen direkt auf die Kulisse geklebt. Danach werden sie mit der Airbrush weiß übergehaucht. Gleichzeitig helle ich den Himmel auf, so dass er zur Beleuchtung passt. Dann stelle ich die Hauskulissen und die Häuser auf und freue mich über den Erfolg der aufwendigen Arbeit.

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Der fertige Hintergrund oben in der Übersicht und unten als Detailaufnahme.
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