Die Bahnhöfe der Vier- und Marschlande

Die Besitzer des Bahnhofsgebäude zeigen stolz, dass dies der Bahnhof Oortkaten war. Er besaß ein Kreuzungsgleis

Ein Freund, der sich gut in den Vier- und Marschlande auskennt, entdeckte bei mir das Buch “Deutsche Klein- und Privatbahnen; Schleswig-Holstein 1“. Schnell war die Idee geboren, sich die Bahnhöfe im Original anzusehen. Das Transportmittel der Wahl war das Fahrrad, das sich als ideal erwies, weil die Bahndämme als Fahrradwege ausgeschildert sind. Die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn erschloss bahntechnisch die Vier- und Marschlande mit den Strecken Vierländer Eisenbahn und Hamburger Marschbahn.

Quelle: Wolf, Gerd: Deutsche Klein- und Privatbahnen Band 12, Schleswig-Holstein – Östlicher Teil; EK-Verlag, 2011, S. 24 1ff

Die Vierländer Eisenbahn (Bergedorf – Zollenspieker)

Die Vierländer Eisenbahn von Bergedorf Süd nach Zollenspieker eröffnete 1912 und führte über Bergedorf Süd, Pollhof, Curslack-Neuengamme, Achterdiek, Kirchwerder Nord, Zollenspieker Querweg nach Zollenspieker. 1953 wurde sie wieder stillgelegt.

Der Bahnhof Bergedorf Süd war Startpunkt der Vierländer Eisenbahn. Heute ist er Endpunkt des Museumsverkehrs der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn. (Foto: C. P. David)
Der Bahnhof Pollhof besaß anfangs nur ein einseitig angeschlossenes Ladegleis. Er wurde 1961 Endbahhof. Das Ladegleis wurde verlängert und beidseitig angeschlossen. Das Bahnhofsgebäude wurde im lauf der Zeit renoviert und umgebaut. Die Grundsubstanz blieb aber erhalten. (Foto: C. P. David)
Curslack-Neuengamme war dreigleisig ausgebaut. In den 1940er Jahren endete hier die Bahnfahrt für tausende Zwangsarbeiter, die zum KZ Neuengamme transportiert wurden. So wurde ein Bahnhof an einer eher unbedeutenden Nebenstrecke zur Umstiegsstation in den Tod. Inzwischen ist in dem Gebäude ein Restaurant mit schöner Terrasse untergebracht.
Das Bahnhofsgebäude Kirchwerder Nord erscheint recht groß. Es beherbergte eine Gaststätte. Heute wird es als Wohnhaus benutzt und ist von allen Seiten mit Sichtschutzhecken zugewuchert.
Im Gleisdreieck wurden die drei Strecken nach Zollenspieker zusammengeführt. Anschließend ging es in den Bahnhof Zollenspieker Querweg. Auf dem Gelände des Gleisdreicks gibt es heute einen Themen bezogenen Spielplatz.
Die Gleisanlagen des Bahnhofs Zollenspieker Querweg waren mit vier Gleisen und einem Anschlussgleis recht umfangreich. Ein eigenes Bahnhofsgebäude gab es nicht. Das oben abgebildete Haus ist das ehemalige Stellwerk Qu.
Von hier aus ging es zweigleisig weiter nach Zollenspieker. Vom dortigen Bahnhof ist nur noch eine große Brachfläche übrig. Allerdings weisen einige mit Kopfstein gepflasterte Bereiche noch auf die ursprüngliche Nutzung hin.

Die Hamburger Marschbahn (Geesthacht – Billwerder Moorfleet)

Der erste Teilabschnitt von Geesthacht über Zollenspieker nach Fünfhausen wurde 1921 eröffnet. 1927 war dann die gesamte Strecke eröffnet. Die Strecke hatte kein langes Leben, 1950 wurden der Abschnitt Zollenspieker – Geesthacht und bis 1956 der Abschnitt Zollenspieker – Moorfleet stillgelegt.

Unsere Radtour verlief von Tatenberg bis Borghorst. So stelle ich auch die Bahnhöfe in dieser Reihenfolge vor.

Von der Brücke über die Dove Elbe sind noch die Brückenpfeiler vorhanden. Den Streckenverlauf Richtung Norden kann man auf dem Satelitenbild von Google noch erkennen. Er ging über die Moorfleeter Brückenstraße und dann geradeaus weiter. Der Bahndamm trennt heute noch die Felder. Unter der A25 verlieren sich dann die Spuren.
Tatenberg hatte ein Ausweichgleis. Das Gebäude ist heute in Privatbesitz.
Ochsenwerder war als dreigleisiger Bahnhof so ausgebaut, das sich die Personenzüge kreuzen konnten. Er besaß zwei Bahnsteige.
Die Besitzer des Bahnhofsgebäude zeigen stolz, dass dies der Bahnhof Oortkaten war. Er besaß ein Kreuzungsgleis
Dies ist nicht das originale Bahnhofsgebäude von Fünfhausen. Das wurde 1987 abgerissen. Der Neubau beherbergt eine Gaststätte, deren Sonnenterrasse einen wunderschönen Blick auf den dahinter liegenden See bietet.
Der Bahnhof Howe hatte wieder ein Kreuzungsgleis.
Das Gebäude des Bahnhofs Teufelsort ist durch die vielen Anbauten als solches nicht mehr zu erkennen. Der Name am Giebel identifiziert es aber.
Das Gebäude von Krauel liegt heute schön im Grünen versteckt.
Das Gebäude von Kiebitzbraak ist noch mit allen Nebengebäude erhalten.
Das Gebäude des Bahnhofs Elbdeich wurde von der Hamburger Marschbahn erworben und entsprechend umgebaut. Deshalb unterscheidet es sich stilistisch von den anderen Gebäuden. Auch der Gütschuppen (unten) ist noch vorhanden.
Der ehemalige Güterschuppen
Vorbildlich restauriert präsentiert sich das Bahnhofsgebäude Altengamme. Lediglich das Vordach ist nicht original.
Der Bahnhof Borghorst ist der letzte auf der Fahrradtour.